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Gesund in Schaumburg

Auch ohne Beschwerden von Zeit zu Zeit zum Arzt

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Auch wer nicht krank ist, sollte sich ab und an beim Arzt blicken lassen. So können Erkrankungen bestenfalls schon früh erkannt und behandelt werden. FOTO: ROGER RICHTER (WESTEND61)

Wann die Mandeln rausmüssen

LANDKREIS. Zum Arzt, obwohl gar nichts wehtut? Klingt nicht so verlockend. Doch es gibt Krankheiten, die keine Beschwerden verursachen – und die aber gut behandelbar sind. Darum ist so manche Früherkennungsuntersuchung sinnvoll. Wer sich gesund und fit fühlt, verschwendet meist keinen Gedanken daran, zum Arzt zu gehen. Das Problem: Viele Krankheiten – zum Beispiel Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte – machen sich im Anfangsstadium gar nicht bemerkbar. Sie können aber später zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Damit es dazu nicht kommt, ist es wichtig, Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen. Je eher Risiken erkannt werden und je früher man gegensteuert, desto besser sind die Chancen auf viele weitere gesunde Jahre.Krebsfrüherkennung (Frauen)Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ab einem Alter von 20 Jahren haben hierauf alle zwölf Monate Anspruch. Die Untersuchung erfolgt bei einem Gynäkologen. Dabei wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals genommen. Zudem werden die inneren und äußeren Geschlechtsorgane untersucht. Hierauf weist Ann Marini vom GKV Spitzenverband hin.

Screening, Check-up, Früherkennung: Welche Vorsorgeuntersuchungen Frauen und Männern ab wann zustehen

Chlamydien-Screening (Frauen)

Chlamydien sind Bakterien. Sie führen zu Entzündungen der Harnröhre, der Genitalien und des Enddarms. Viele Chlamydien-Infektionen werden nicht entdeckt, weil sie kaum Beschwerden verursachen. Chlamydien können jedoch zu Unfruchtbarkeit führen – oder bei einer Schwangeren zu einer Frühgeburt. „Anspruch auf ein jährliches Chlamydien-Screening haben gesetzlich Krankenversicherte bis zum Alter von 25 Jahren“, so Marini.

Erweiterte Krebsfrüherkennung (Frauen)

Dies ist eine GKV-Leistung für Frauen ab 30 Jahren. Im Fokus stehen Fragen nach der Veränderung von Haut oder Brust. Zudem tastet der Arzt laut Marini Brust und Achselhöhlen auf Auffälligkeiten ab. Der Gynäkologe erklärt auch, wie die Patientin selbst ihre Brust abtasten kann.

Check-up

Hierbei schaut der Arzt, wie gesund jemand ist. Diese Untersuchung steht gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren zu – und zwar alle drei Jahre. Zusätzlich gibt es eine einmalige Untersuchung im Alter zwischen 18 und 35 Jahren.

Beim Check-up stellt der Arzt einige Fragen zur Vorgeschichte des Patienten. „Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem Herz, Bauch und Lunge überprüft werden“, erläutert der Internist Professor Ulrich R. Fölsch (Kiel).

Anschließend nimmt der Arzt Blut ab. Dieses wird im Labor mit Blick auf Blutzucker- und Cholesterinwerte untersucht. Anhand der Ergebnisse kann der Arzt unter anderem einschätzen, ob ein Risiko für Diabetes mellitus besteht.

Bislang kommt die GKV nur für die Bestimmung des Gesamtcholesterins auf. Demnächst soll es ein differenziertes Bild vom Cholesterin sein – aufgeschlüsselt nach dem „guten“ und dem „bösen“ Cholesterin sowie den Triglyzeriden.

Zudem wird beim Check-up der Blutdruck des Patienten gemessen. Dieser Wert kann gemeinsam mit dem Cholesterin- Wert Aufschluss darüber geben, ob ein Risiko für Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) oder für einen Herzinfarkt besteht.

Ebenfalls zum Check-up gehört eine Urin-Untersuchung. Sie gibt Hinweise etwa auf Nieren- oder Blasenerkrankungen. „Künftig überprüft der Arzt beim Check-up auch den Impfstatus“, sagt Fölsch.

Hautkrebs-Screening

Hierbei geht es darum, Anzeichen für weißen oder schwarzen Hautkrebs aufzuspüren. Der Arzt schaut sich den ganzen Körper an. Dieses Screening sollte nach Ansicht des Bundesgesundheitsministeriums am besten in Verbindung mit dem Check-up durchgeführt werden. In Anspruch nehmen können es alle Versicherten ab 35 Jahren – und zwar alle drei Jahre.

Krebsfrüherkennung (Männer)

Ab ihrem 45. Lebensjahr können Männer diese Untersuchung jährlich auf Kassenkosten in Anspruch nehmen. Dabei werden die Prostata und die äußeren Genitale abgetastet.

Mammographie-Screening

Frauen ab 50 erhalten bis zu ihrem 69. Lebensjahr alle zwei Jahre eine Einladung zum Screening in einer zertifizierten medizinischen Einrichtung. Dabei werden ihre Brüste durch Mammographie geröntgt, um beispielsweise Knötchen auf die Spur zu kommen.

Darmkrebsfrüherkennung

Vom 50. bis zum 55. Lebensjahr haben Frauen und Männer jährlich Anspruch auf eine Untersuchung, die verborgenes Blut im Stuhl aufspürt – ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre. Alternativ hierzu können Erwachsene ab dem 55. Lebensjahr im Abstand von zehn Jahren zwei Früherkennungs-Darmspiegelungen vornehmen lassen.

Ultraschall-Screening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen (Männer)

Seit Januar 2018 können Männer ab 65 Jahren einmalig eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysma (Erweiterung der Bauchschlagader) in Anspruch nehmen. Die Untersuchung wird nach Angaben des Bundesgesundheitsministerium ausschließlich Männern angeboten, weil diese wesentlich häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen seien als Frauen.

Zahnvorsorge

Die GKV zahlt für ihre erwachsenen Versicherten zwei Kontrolluntersuchungen pro Jahr. Außerdem kommt sie alle zwölf Monate für die Entfernung von harten und weichen Zahnbelägen auf. dpa

Wann die Mandeln rausmüssen

Ganz ohne Risiken ist die OP nicht / Teilentfernung als Alternative

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Mandelentzündungen sind schmerzhaft. Treten sie häufiger auf, kommt eine Operation infrage. Diese birgt aber Risiken. FOTO: DPA

LANDKREIS. Wer andauernd starke Halsschmerzen hat oder durch die Nase kaum Luft bekommt, sollte seine Mandeln untersuchen lassen. Sind diese häufig entzündet, kann der Arzt sie entfernen. Allerdings birgt der Eingriff Risiken – eventuell auch auf lange Sicht.

Das Schlucken fällt schwer, und an Essen ist kaum zu denken: Eine Mandelentzündung tut höllisch weh. Neben den Gaumenmandeln können sich auch die Rachenmandeln entzünden. Passiert das immer wieder, kann man sie in einer Operation entfernen lassen. Dieser Eingriff will aber wohlüberlegt sein. Insbesondere bei Kindern greifen Ärzte heute nicht mehr so schnell zum Skalpell.

„Eine Entfernung der Mandeln wird dann in Erwägung gezogen, wenn bei einem Patienten innerhalb eines Jahres mehr als dreimal eine Mandelentzündung aufgetreten ist“, sagt Christoph Reichel, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Sind die Mandeln erstmal raus, machen sie keine Probleme mehr. Das klingt ziemlich verlockend – aber ganz ohne Risiken ist die Operation nicht. „Daher machen sich Ärzte die Entscheidung nicht leicht“, betont Reichel. Es komme immer auf den Einzelfall an. Bei Kindern werde beispielsweise normalerweise erst bei mehr als sieben Mandelentzündungen pro Jahr und ab dem sechsten Lebensjahr operiert.

Was die Operation so riskant macht, sind die möglichen Komplikationen. „Es kann nach dem Eingriff zu Blutungen kommen“, so Reichel. Statt gleich die kompletten Mandeln herauszuoperieren, können deshalb bei manchen Patienten auch Teile entfernt werden.

„Das Blutungsrisiko sinkt bei einer Teilentfernung extrem“, sagt Professor Jochen Windfuhr. Er ist Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde am Krankenhaus Maria Hilf in Mönchengladbach. Bei Kindern und Jugendlichen sind die Mandeln häufig sehr groß. In diesen Fällen kommt auch eine Mandelverkleinerung infrage.

Eine Mandel-OP kann aber möglicherweise noch weitere Nachteile haben. Im Fachblatt „JAMA Otolaryngology-Head & Neck Surgery“ berichteten Forscher, dass das Langzeitrisiko für Krankheiten der Atemwege steigen könnte, wenn die Gaumen- und Rachenmandeln im frühen Kindesalter entfernt werden. Eigentlich sind die Mandeln nämlich dafür da, Erreger frühzeitig zu erkennen und abzuwehren. Aus diesem Grund empfehlen die Forscher, die Risiken einer Entfernung noch genauer abzuwägen.

Egal, ob eine Mandelentfernung für ein Kind oder einen Erwachsenen ansteht: Patienten sollten das Gespräch mit dem Arzt suchen und gemeinsam entscheiden, ob eine OP infrage kommt. „Vor einer Operation müssen sämtliche blutverdünnende Mittel, die ein Patient möglicherweise einnimmt, abgesetzt werden, sofern nicht zwingende medizinische Gründe dagegen sprechen“, betont Reichel.

„Nach dem Eingriff ist körperliche Schonung ein Muss“, macht Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer deutlich. Meist sind die Wunden nach zwei bis drei Wochen abgeheilt. „Nach der OP sollten Patienten vor allem weiche und eher kühle Nahrungsmittel zu sich nehmen“, so Sellerberg. Wegen der Fruchtsäure sollten frisch Operierte vorerst kein Obst essen.

Wer seinem Gaumen und Rachen etwas Gutes tun will, kann mit Salzwasser gurgeln. „Das desinfiziert“, erläutert Windfuhr. „Und mit Arbeiten und Sporttreiben sollten Patienten erst nach Rücksprache mit dem Arzt wieder beginnen“, sagt Sellerberg. dpa