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„Bei mir ist nichts zu holen“

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Selbst wenn das Fenster geschlossen ist, kann es oft leicht von außen geöffnet werden. Häufig reicht dafür handelsübliches Werkzeug. FOTO: DPA

Eine Stunde mehr für mehr Sicherheit

Wenn Täter aufgehalten werden, brechen sie ihren Einbruchversuch oft ab

LANDKREIS. Der Fernseher ist schon älter, der Computer auch. Und der Schmuck hat mehr emotionalen als tatsächlichen Wert: Man könnte jetzt denken, so ein Haushalt ist vergleichsweise sicher vor Einbrechern. Lohnt es sich überhaupt, Sicherungsmaßnahmen im Haus zu installieren, die Geld kosten? Ein Faktencheck, warum Einbruchschutzmaßnahmen sinnvoll sein können:

Behauptung: „Bei mir gibt es doch nichts zu holen.“

- Bewertung: Der Verlust von Werten ist nicht das große Problem für Einbruchsopfer. Es ist die nachfolgende Angst.

Spricht man mit Polizisten, berichten sie oft von der großen Bestürzung der Betroffenen – nachdem eingebrochen wurde. „Ein Drittel aller Opfer eines Wohnungseinbruchs tragen sich mit dem Gedanken umzuziehen oder ziehen tatsächlich um, weil die psychischen Auswirkungen massiv sind“, schildert Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Oft fühlen Betroffene sich zu Hause nicht mehr wohl, weil jemand in die eigene Intimsphäre eingedrungen ist.

Nach Angaben der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“ sind sich durchschnittliche Haushalte des Wertes ihrer alltäglichen Gegenstände oft nicht bewusst. Nicht selten stelle sich im Schadensfall dadurch eine Unterversicherung heraus.

Hinzu kommt: Einbrecher sind nicht unbedingt auf der Jagd nach dem großen Schatz. Sie suchen sich eher Haushalte aus, in die sie schnell reinkommen.
  

Behauptung: „Wenn man sich absichert und Kameras aufhängt, lockt das doch Einbrecher erst recht an.“

- Bewertung: Laut der Initiative „Nicht bei mir!“ ist das Gegenteil der Fall: Sichtbare Alarmanlagen haben demnach eine abschreckende Wirkung.

Oft ist es Zufall, wann und vor allem wo ein Täter zuschlägt. „Der Einbrecher kommt, läutet und schaut, ob jemand zu Hause ist und ob er beobachtet wird“, berichtet Polizeisprecher Schmidt. „Ist das nicht der Fall, setzt er an einem geeigneten Fenster oder einer Tür an, hebelt sie auf und geht rein. Das alles geht sehr schnell.“ Eine willkommene Gelegenheit sind geöffnete oder gekippte Fenster.

Behauptung: „Die Dunkelheit lockt Einbrecher an.“

- Bewertung: „Das ist eine Mär, die sich hartnäckig hält“, macht Schmidt deutlich.

Zwar gebe es statistisch in der dunkleren Jahreszeit mehr Fallzahlen. Doch Schmidt plädiert dafür, keine bestimmte Zeit auszuschließen: „Ein Einbruch kann Ihnen auch passieren, wenn Sie morgens beim Bäcker die Brötchen holen.“ Behauptung: „Egal, wie gut das Haus gesichert ist – wenn Einbrecher es darauf anlegen, kommen sie auch rein.“

- Bewertung: Das stimmt. Wer es lange genug versucht, bekommt die sicherste Tür auf – zur Not mit schwerem Werkzeug.

Nach Angaben der Experten von „Nicht bei mir!“ sind jedoch die wenigsten Einbrecher gut ausgerüstete Profis, sondern vielmehr Gelegenheitstäter. Die Fachleute nennen als Zeitlimit fünf Minuten – danach brechen viele ihren Einbruchsversuch ab.

Auch wer nicht das große Geld investieren möchte, kann beispielsweise zwischen sieben Widerstandsklassen bei einbruchshemmenden Fenstern und Türen wählen. Viele Experten raten dazu, erstmal Sicherheitsmaßnahmen ab Klasse R2 zu verwenden. Fenster dieser Klassen könnten Schraubendreher, Zange und Keilen widerstehen. Und diese Technik lasse sich vergleichsweise günstig nachrüsten.

Behauptung: „Es wird wieder weniger eingebrochen – jetzt muss ich nichts mehr machen.“

- Bewertung: Die Zahl der Wohnungseinbrüche war bis 2015 stark angestiegen. Seitdem geht sie wieder zurück.

Für 2018 haben die Versicherungen rund 110 000 Wohnungseinbrüche registriert. Das entspricht einem Rückgang von 20 000 im Vergleich zu 2017. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft erwartet für 2019 einen weiteren Rückgang.

„Ein Beleg dafür, dass die Sicherungstechnik wirkt, sind auch die steigenden Versuchsdelikte“, sagt Schmidt. „Man kann hier definitiv eine positive Entwicklung ablesen – aber das ist kein Grund, sich zurückzulehnen und zu sagen, das ist jetzt ja nicht mehr so schlimm“, warnt der Polizeisprecher. dpa
   

Eine Stunde mehr für mehr Sicherheit

LANDKREIS. Zusammen mit Kooperationspartnern aus der Versicherungswirtschaft, den Industrieverbänden und Errichterfirmen hat die Polizei 2012 die bundesweite Öffentlichkeitskampagne „KEINBRUCH“ gestartet. Ziel ist, die Bevölkerung für eine eigenverantwortliche Einbruchsvorsorge zu sensibilisieren, um damit einen Rückgang der Einbruchskriminalität zu bewirken. Ein wichtiger Bestandteil der Kampagne ist der Tag des Einbruchschutzes, der stets unter dem Motto „Eine Stunde mehr für mehr Sicherheit“ steht, weil er am Tag der Umstellung auf die Winterzeit stattfindet – 2019 also am 27. Oktober. r

Wenn das Alarmsystem bellt

Sicherheitshaus Gröger ist auf mechanischen und elektronischen Einbruchschutz spezialisiert

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Frank Gröger weiß, wie sich die eigenen vier Wände effektiv vor Einbrechern schützen lassen – zum Beispiel mit Funk-Alarmsystemen. FOTO: HB

NIENSTÄDT. Es ist der Albtraum vieler Hauseigentümer und Mieter: Sie kommen von der Arbeit, einer Feier, aus dem Urlaub oder vom Training nach Hause und stellen fest, dass Geld, Schmuck und wertvolle Gegenstände gestohlen wurden. „So weit muss es aber gar nicht erst kommen“, sagt Frank Gröger. Der Geschäftsführer des Sicherheitshauses Gröger (Nienstädt) kennt zahlreiche Möglichkeiten, um die eigenen vier Wände vor Einbrechern zu schützen.

„Wer seine Fenster und Terrassentüren mit Pilzkopfverriegelungen nachrüstet, macht den Verbrechern das Leben deutlich schwerer“, erläutert der Experte. Schließlich gehe es bei Einbrüchen häufig um Sekunden beziehungsweise wenige Minuten. Hilfreich sei deshalb auch eine Sicherheitsfolie, die fachmännisch aufs Glas aufgeklebt wird und eine normale Einfach- oder Isolierglasscheibe in Verbundsicherheitsglas umwandele.

Noch mehr Schutz böten Funk-Alarmsysteme. „Die erforderliche Technik lässt sich ohne aufwendige Kabelverlegung nahezu schmutzfrei einbauen, genügt höchsten Ansprüchen und ist kinderleicht zu bedienen“, macht der Fachmann mit Blick auf die individuellen Lösungen des Herstellers Daitem deutlich.

Laut Gröger erkennt diese elektronische Sicherung potenzielle Einbrecher bereits beim Betreten des Grundstücks – und schlägt dann Alarm: beispielsweise per unüberhörbarer Außensirene, per Sprachansage oder mit lautem Hundegebell. Zudem erhalten die Bewohner einen Hinweis aufs Smartphone – und auf Wunsch kann auch sofort ein Wachdienst informiert werden.

Für Gröger steht jedenfalls fest: „Solche Maßnahmen sind längst kein Luxus mehr, sondern gefragter und erforderlicher als je zuvor.“ hb